Ein guter Mikrofon Vorverstärker findet sich in jedem Tonstudio wieder. Auch im Homerecording finden Mikrofonvorverstärker ihre Anwendung. Oft wird dabei der englische Begriff Preamp verwendet.
Ob der Einsatz sinnvoll ist, hängt letztlich von verschiedenen Faktoren ab. Zum Teil liefern Audio Interfaces sämtliche Funktion für den persönlichen Gebrauch. Für andere Mikrofone und Einsatzzwecke ist der Preamp unter Umständen Pflicht.
Der Mikrofonvorverstärker stellt oft die Schnittstelle zwischen Mikrofon und Audio Interface dar und kommt in vielen Variationen daher.
In diesem Artikel erfährst du, welche Funktion(en) ein Preamp hat und wann du unbedingt einen Vorverstärker für dein Homestudio benötigst!
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Was ist ein Mikrofonvorverstärker?
Der Preamp hat die Aufgabe, das Signal des Mikrofons zu verstärken. Jedes Mikrofon verfügt über ein Grundrauschen. Manche sind sehr gering wie der Rekordhalter Rode NT1. Weniger hochwertige Mikrofone haben nicht selten ein erhöhtes Grundrauschen.
Mit jedem Gerät, welches das Mikrofonsignal durchläuft, erhöht sich dieses Grundrauschen. Um das Rauschen in der Tonspur möglichst gering zu halten, ist es wichtig, den Preamp früh in die Aufnahmekette zu integrieren. Daher verfügen Mikrofon Vorverstärker über XLR Eingänge, um Mikrofone ohne Umwege einzubinden.
Warum ein Preamp?
Zwar sind viele Audio Interfaces mit einem internen Mikrofonverstärker versehen. Doch im Vergleich zu einem herkömmlichen Preamp fallen diese in der Regel deutlich ab. Denn die Verstärkung reicht oftmals nicht aus. Viele Mikrofone erzeugen nur einen sehr geringen Signalpegel.
Vor allem dynamische Mikrofone benötigen mehr Verstärkung als Kondensatormikrofone.
Wer letzteres verwendet, kann auch ruhig mal ein Audio Interface (mit Phantomspeisung) ohne zusätzlichen Preamp ausprobieren. Ein Test ist es allemal wert und im Idealfall spart man sich das Geld für ein weiteres Gerät in der Aufnahmekette.
Wie wichtig ist ein Vorverstärker?
Hier kommt es auf den Einsatzort an. Bei reinen Sprachaufnahmen kann getrost auf den Gebrauch verzichtet werden. Für Sänger und Rapper im Heimstudio sieht es schon anders aus. Preamps können der Aufnahmespur den letzten Schliff verleihen.
Viele Modelle verleihen der Stimme einen sehr warmen und angenehmen Charakter. Manchem gefällt es, anderen wiederum nicht. Ich persönlich habe gerne mit einem Röhrenvorverstärker experimentiert und verschiedene in Gebrauch gehabt.
Was bringt es dir?
Einerseits bringt es das Mikrofonsignal auf Line-Level. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit der Klanggestaltung. Insbesondere Röhren Preamps geben der Stimme einen schönen Effekt mit. Aber auch sehr neutrale Modelle lassen sich auf dem Markt finden. Bei manchen Geräten lässt sich der Einfluss der Klangverfärbung stufenlos einstellen, was zusätzlichen Raum für Experimente bietet.
Kondensatormikrofone erhalten zusätzlich die nötige Phantomspeisung.
Varianten des Preamps
Bis in die 60er Jahre galten Röhrenverstärker als das Maß aller Dinge. Bis sie dann nach und nach von den Transistorverstärkern abgelöst wurden. Diese glänzen durch sehr rauscharme Aufnahmen und weisen einen annähernd linearen Frequenzgang auf.
Transistor Vorverstärker klingen neutral. Oftmals wird es auch als „kalt“ bezeichnet. Das liegt wohl eher daran, dass Vorverstärker mit Röhrentechnik als „warm“ empfunden werden.
Heutzutage bekommt man Hybride aus Röhren und Transistor. Die Hersteller versuchen der günstigen Transistor Technik den warmen Effekt von Röhren zu verleihen.
Welche Funktionen gibt es?
Manche Vorverstärker sind sehr schlicht gehalten und erfüllen nur den einfachsten Zweck. Darüber hinaus gibt es viele nützliche Funktionen. Die wichtigsten siehst du hier auf einen Blick:
- Signalverstärkung
Logisch – immerhin sind diese Geräte nach diesem Zweck benannt. Per Regler lässt sich die Vorverstärkung den eigenen Wünschen anpassen. Als guter Wert ist 60 dB zu nennen.
Das reicht im Homerecording vollkommen aus. Hochwertige Geräte leisten zum Teil sogar bis zu 80 dB an Verstärkung.
- Low Cut Filter
Ein praktischer Low Cut Filter schneidet lästige Frequenzen direkt ab. Sie erscheinen also gar nicht erst in der Aufnahmespur. Der Low Cut wird dabei oft bei 100 Hz angesetzt.
- Phantomspeisung
Besonders wichtig für Kondensatormikrofone ist Phantomspeisung. Denn ohne zusätzliche Spannung ist der Betrieb nicht möglich. Viele Modelle haben einen Schalter, mit dem du die Phantomspeisung bei Bedarf ausschaltest.
Überleg dir vor dem Kauf eines Vorverstärkers genau, wie viele Eingänge und Ausgänge du benötigst und ggf. in naher Zukunft benötigen wirst!
Wie teuer ist ein gutes Modell?
Pauschal kann man nicht beantworten, was einen „guten Preamp“ ausmacht. Grundsätzlich ist eine gute Verarbeitung wichtig. Bei bekannten Herstellern macht man in der Regel nicht viel falsch.
Hier kommt es vor allem auf das Zusammenspiel zwischen Musiker, Mikrofon und Preamp an. Nicht jedem gefällt der Effekt, der ein echter Röhrenpreamp der Stimme verleiht. In dem Fall empfiehlt sich ein neutraler Preamp.
Dabei sollte man nicht nur auf den Preis achten. Letztlich zählt der Geschmack und auch mit günstigen Geräten lässt sich bei richtigem Setting schöne Soundspuren erzeugen. Wer also ein optimales Ergebnis sucht, kommt um einen eigenen Mikrofon Vorverstärker Test nicht rum.
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Hallo Kevin, bin heute mal wieder auf dieser Seite gelandet. Mich interessiert das Thema Preamp sehr. Aus deiner Auswahl, habe ich mich für deinen Vorschlag IMG Stageline MPA 202 entschieden. Ich bin Hobbysängerin und möchte endlich meinen Sound finden.
Ich starte nun also mit dem IMG. Da habe ich folgende Fragen zum Anschluss;
Kondensatormikro – XLR nach XLR PreAmp – XLR nach TRS – Audiointerface Steinberg UR22.
1. am Preamp und am AudioIF gibt es jeweils eine Phantomspeisung. Welche nutze ich oder doch beide?
2. Wie wird der LowCut üblicherweise eingestellt, wenn ich meine Stimme aufnehme?
3. Die Einstellungen für für den Gain und finetune würde mich auch interessieren, wo finde ich da die Grenzen?
4. was bedeutet der Invertknopf?
Ich bin technisch gesehen noch ein Anfänger und hoffe, dass meine Fragen nicht zu unterlevelt sind. Viele Grüße aus Berlin
Hallo Patricia, vielen Dank für deinen Kommentar und keine Sorge: es gibt keine “unterlevelten” Fragen 🙂
Zu 1.) Die Phantomspeisung ist für das Mikrofon notwendig. Da du das Mikrofon mit dem Preamp verbindest, musst du an diesem die Phantomspeisung einschalten. Am Audio Interface sollte dieser ausgeschaltet sein (den würdest du nur brauchen, wenn du KEINEN Preamp nutzt.
Zu 2.) Der Low-Cut sollte bei 80-100 Hz liegen. Grundsätzlich liegt der Cut bei männlichen Stimmen bei 80 Hz, bei weiblichen bei 100 Hz. (Ich setze meinen z.B. bei 90 Hz an, wenn ich Sprache aufnehme)
Zu 3.) Beim Gain musst du ein wenig experimentieren, wie es letztlich am besten passt. Wichtig ist, dass die Übernahme nicht übersteuert (daher zu hoher Gain). Falls also die rote “PK” LED aufleuchtet, reduzierst du den Gain. Falls die Aufnahme letztlich zu leise ist, erhöhst du ihn.
Zu 4.) Der Invert-Knopf wird vor allem dann wichtig, wenn du mit 2 Mikrofonen gleichzeitig aufnimmst. Dabei kann es vorkommen, dass die Schallwellen beide Mikrofone “unterschiedlich” erreichen, was letztlich zu Qualitätseinbüßen führt. In deinem Setting wirst du den Invert-Schalter wohl weniger benötigen. Mehr dazu kannst du hier nachlesen https://www.uaudio.de/blog/understanding-audio-phase/
Ich hoffe ich konnte dir deine Fragen soweit beantworten.
Viele Grüße und viel Spaß beim Recording
Kevin