Soll ein neues Audio Notebook angeschafft werden, steht die Frage des Budgets meist an erster Stelle. Grundsätzlich läuft jede Audio Software auf jedem Computer oder Laptop für Musikproduktion, die Frage ist nur: Mit welchen Anforderungen kommt das System klar? Wann ist die Hardware überfordert und sorgt für ruckelnde Wiedergabe oder blassem Mixdown?
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Wichtig ist vor allem, welche Anforderungen der User an sein Equipment stellt.
Audio-Produktionen sind sogar am Netbook möglich, nur dürfen sie eben nicht zu umfangreich werden. Wenn nur zwei Spuren ausreichen, sind Aufnehmen und Abspeichern durchaus machbar. Werden Effekte eingebunden, wird es schon heikel. Einen Sampler mit entsprechenden Leistungsanforderungen zu betreiben ist mit den schmalbrüstigen Netbook-Chips komplett unmöglich. Und genau so sieht es aus, wenn von einer Vielzahl von Aufnahmespuren und umfangreicher Effekt-Nutzung auszugehen ist: Auch eine mittelmäßige Hardware-Ausstattung kommt irgendwann an ihre Grenzen.
Deshalb sollte bei der Auswahl des neuen Audio Laptop vorher geklärt sein, was sinnvoll und notwendig ist, sonst kann es zu erheblichem Frust und dem bekannten Retouren-Hopping kommen. Schließlich hat man den neuen Laptop für die Audioproduktion angeschafft und nicht, um die Post zu beschäftigen.
Zur Vorbeugung kann nur empfohlen werden, die Systemvoraussetzungen der vorhandenen Audio-Software ausführlich zu studieren. Auf den Webseiten der Hersteller sind zusätzlich detaillierte Informationen abrufbar, die sich mit den Anforderungen an die Hardware ausführlich befassen. Und hier sollte sich der User intensiv rückversichern, bevor der Audio Laptop ausgewählt wird.
Individuelle Ansprüche beachten
Grundsätzlich aber ist von zentraler Bedeutung, welche Art von Projekten umgesetzt werden soll. Werden mehrere virtuelle Instrumente eingesetzt, steigen die Anforderungen erheblich. Deshalb sind hier eine schnelle CPU, eine schnelle (Multimedia-) Festplatte und reichlich Arbeitsspeicher sinnvoll. Soll nur Audio aufgenommen werden, kann – abhängig von der Anzahl der Spuren und nur im 16-Bit-Modus – durchaus der Prozessor etwas langsamer sein.
Wenn aber live über Mikrofone aufgenommen wird, kommen wieder andere Aspekte ins Spiel. Denn mit steigender Leistungsfähigkeit einer Anlage wird auch der Geräuschpegel erhöht. Der Lüfter springt dann öfter an, und dieser sollte deshalb extrem leise sein. Wird der Laptop unabhängig vom Netzstrom betrieben, reduziert sich bei hoher Auslastung die Betriebszeit – abhängig von der geforderten Leistung. So kann es für Live-Aufnahmen durchaus sinnvoll sein, nicht das schnellste System anzuschaffen.
Anforderungen an die Prozessoren
Die CPU-Technik hat sich in den letzten Jahren in Richtung Mehr-Kern-Architektur entwickelt. Dies ist für Audio-Produktionen aber nicht in jedem Fall positiv zu sehen, denn diese verschiedenen Kerne müssen auch ständig synchronisiert werden. Und so wird die Leistung des Prozessors wiederum reduziert und das System verlangsamt. Die Taktung, die möglichst hoch sein sollte, ist also für den Musikproduzenten entscheidend, wenn es um hochwertige Aufnehmen und Produktionen gehen soll, nicht die Anzahl der Prozessor-Kerne.
Bei den Komponenten des Laptop für Musikproduktion sollte unbedingt beachtet werden, dass Mehrkern-Prozessoren eine besondere RAM-Konfiguration notwendig machen. Für optimale Leistung sollte also der Dual oder Quad-Channel-Modus unbedingt vorhanden sein. Zusätzlich sollte die CPU über einen Level-2-Cache oder besser Level.3-Cache verfügen, damit Berechnungen in Echtzeit besser ausführbar sind.
Das Mainboard verbindet den Computer mit der Peripherie
Aber meist sind Anwender mit den Besonderheiten und Leistungsspektren der CPU einigermaßen vertraut. Unbeachtet bleibt aber zumeist das Mainboard, also die Hauptplatine in PC oder Notebook. Für die Brauchbarkeit bei einer Audioproduktion ist aber der verbaute Chipsatz absolut entscheidend. Die etablierten Hersteller Intel, nVidia oder AMD bieten unterschiedliche Architekturen der Verbindung zwischen Prozessor und Festplatten an, und nicht jede Kombination kann als brauchbar für den Musikeinsatz bezeichnet werden.
Ganz wesentlich für den Sound der Produktion ist bekanntlich das Audio-Interface der Anlage, das über USB verbunden wird, oder die meist weniger empfehlenswerte Soundkarte im Laptop. Geringe Latenzzeiten und hohe Durchsatzraten bestimmen die Verlässlichkeit der Digital Workstation (DWS), und der Chipsatz ist für die Verbindung der Komponenten das zentrale Element.
Um hier keine Überraschungen zu erleben, sollte der Kunde den jeweiligen Hersteller kontaktieren. Auskünfte über die Erfahrungen mit unterschiedlichen Mainboard-Architekturen sind eine wesentliche Hilfe für die optimale Kombination der einzelnen Komponenten.
Die Festplatte: Schnelligkeit und Kapazität
Oft kommen Bedenken auf, weil der Laptop nur eine Festplatte mit 5 400 U/min anzubieten hat. Aber Gemach: Auch mit diesen Geschwindigkeiten sind akzeptable Produktionen realisierbar. Standardmäßig sind aber 7 200 U/min in den neuen Notebooks verbaut, und dann sind auch Projekte mit einer hohen Anzahl von Audiospuren kein Problem. Auf jeden Fall sollte für die Audio-Produktion eine S-ATA-Festplatte verwendet werden, denn bei diesem Speicher-Typ sind Ausfälle und Störungen nicht zu erwarten. Externe Festplatten sollten nur als Speichermedium zum Einsatz kommen, auch wenn sie mit dem schnellen USB 3.0-Standard ausgestattet sind. Grundsätzlich sind aber auch USB 2.0-Verbindungen und FireWire 800 für Audio-Projekte verwendbar.
Fazit: Laptop für Musikproduktion?
Zum Schluss noch eine allgemeine Bemerkung zum „Umzug“ auf ein neues System. So wie in der „Steinzeit“ der Aufnahmetechnik, als man noch im Tonstudio von 24 Spuren auf den „Schnürsenkel“ runtermischte, so hat auch jede Computer-Anlage ihre eigenen Besonderheiten, sprich besondere Vor- und leider auch Nachteile.
Heute ist nicht mehr das Mischpult die zentrale Einheit der Klanggestaltung, sondern es sind Bus-Architekturen, Latenzzeiten und Datendurchsätze, die den Klang wesentlich bestimmen und verändern können und die bestimmen, was am Ende hörbar wird.
Jede technische Kombination ist anders, klingt anders, und wenn auf dem einen System spezielle Besonderheiten vorhanden waren, sind auf dem neuen System wieder andere (feine) Aspekte des Sounds unterrepräsentiert oder hervorgehoben. Dessen sollte sich der User jederzeit bewusst sei, wenn er einen neuen Laptop anschaffen will. Und hier hilft – wie so oft im wirklichen Leben – nur ausführliches Ausprobieren, um am Ende die eigenen Vorstellungen möglichst perfekt realisieren zu können.